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Zeretra im Jahr 1132 der neuen Zeitrechnung




Sanft streichelt der Wind die spärlichen Halme der kargen Steppe. Die zerklüftete Landschaft bietet mehr Verstecke und Hindernisse als so mancher Wald.

Ein Reiter auf einem müden knochigen Pferd trabt lethargisch durch die karge Landschaft. Müde hebt Tralgar die Lider um die Gegend zu mustern und bewegt langsam den Oberkörper. „ Nichts lebt hier noch“ murmelt er leise vor sich her.
„Seid zwei Tagen kein frisches Wasser und der Proviant schwindet auch schneller als gedacht. „
Gut, gestern gab es noch die ausgemergelte Beutelratte vom Spieß aber so was stillt den Hunger eines Kriegers nicht.

Das Pferd beginnt unruhig zu tänzeln und wiehert leise. Tralgar bringt es mit einem Ruck zu stehen und ist hellwach. Tief zieht er die Luft durch die Nase ein und schmeckt den Geruch im Wind. Süßlich, leicht nach Kupfer. Er verzieht keine Miene, als er vom Pferd springt und seine breite Klinge zieht.

„Wie unnütz, ich werde Sie wohl eh nicht brauchen.“ Er zieht das Pferd hinter sich her und geht um die nächste Biegung. Wie angewurzelt verharrt er in der Bewegung. Vor ihm zeigt sich ein breiter Platz eingerahmt von Steinen. Auf dem Platz liegen Leichen, wohl ein gutes Dutzend.

Langsam geht Tralgar näher und erkennt wie schrecklich verstümmelt die Leichen sind. „Wer immer das war, gab sich nicht nur mit dem Tod der Menschen zufrieden.“ Allen Körpern wurden die Köpfe abgeschlagen, keiner ist mehr da. Es fehlen ganze Gliedmaßen, wie hier ein Arm und dort ein Fuß. Die nackte Haut wird von vielen Schnitten gezeichnet.

Tralgar hebt das Schwert und schlägt auf seinen Schild. BumBum, laut dröhnt es und eine Schar von Aasgeiern steigt in den Himmel empor. Tralgar überlegt was er tun kann. Alle beerdigen geht wohl kaum, an dem Grab würde er Tage schaufeln. Er bindet sein Pferd an einen trockenen Strauch und fängt an Stein für Stein an und auf den Leichenberg zu legen.

Dann ein leises Wimmern. Er stockt, hört sich um, wieder leises Jammern, es ist eine Ahnung als wenn der Leichenberg vor Ihm zittern würde. Wie von Sinnen packt er zu und räumt Körper um Körper beiseite. Dann ergreift er warmes weiches Fleisch. Es ist unvorstellbar, unter all den Leichen lebt noch ein Mensch. Vorsichtig zieht er ein schmutziges und blutiges Bündel hervor. Ein Mädchen, kaum ein Dutzend Sommer alt.

Fast schon bedauernd, öffnet er seine Feldflasche und holt ein Lappen aus der Tasche. Mit dem feuchten Lappen wischt er dem Kind übers schwarze mit Blut verkrustete Gesicht.
„Ruhig ganz Ruhig Kleines, dir kann nichts mehr passieren“ Sanft streicht er weiter über das Gesicht. Doch das Kind antwortet nicht. Vom Schock gelähmt, ist es wohl in einer anderen Welt.

„Komm ich bringe Dich fort.“ Er nimmt den zierlichen Körper hoch und geht zu seinem Pferd. Ein paar Dutzend Meter zurück hält Tralgar wieder an, sucht dürres Holz für ein Feuer und entzündet dieses. Das Mädchen legt es neben das Feuer, weil dieses zittert, packt er es in seine Decke ein und gibt Ihm das letzte was er an Wasser hat.

„Wer immer Du bist Kleine, wir brauchen Wasser, das war das letzte, ich werde nun die Leichen begraben, warte Du hier auf mich.“ Das Mädchen gibt keine Antwort.
Tralgar kehrt zurück zu seiner traurigen Arbeit und vollendet das provisorische Hügelgrab. „Nun ein echter Schutz gegen Tiere ist es nicht aber es wird langen müssen.“
Die Nacht ist hereingebrochen als er zurück zum kleinen Lager kommt, das Feuer glimmt nur noch und schnell schürt er es wieder nach. Das Kind liegt noch so da, wie er es verlassen hat. Er lässt sich auf die Knie nieder und streicht dem Mädchen durchs Gesicht.
Doch seine Hände erfassen nur noch kalte graue Haut. Was immer das Kind töten wollte, hat sein Ziel doch noch erreicht.

„Oh nein“ Traurig schließt er mit einer Hand die Augen des Mädchens.
Was war hier nur passiert?

Nachdem Tralgar auch das Mädchen noch mit Steinen bedeckt hatte, legte er sich neben das Feuer und versuchte zu schlafen. Aber die Gedanken kreisten immer noch um das war er hier vorgefunden und erlebt hatte.
Er war nun seid 2 Wochen auf der Flucht. Dabei wusste er nicht einmal wie das alles geschehen konnte. Bis vor kurzem stand er noch als Söldner bei einem Fürsten in Lohn und Brot. Tralgar war Krieger und als solcher verstand er nichts vom klassischen Handwerk oder Landwirtschaft. Sein Beruf war sein Schwert und sein Schild. Zugegebenermaßen verstand er dieses Handwerk sehr gut, er gehörte sicher mit zu den besten Schwertkämpfern die Zeretra als Heimat nennen durften. Er hatte als Söldner schon oft den Tod gebracht und so mancher Lebenskerze die Flamme gelöscht. In seinem letzten Auftrag war er zum Schutze der Steuereintreiber des Fürsten eingesetzt. Das hatte Ihm gefallen, eine leichte Aufgabe und es genügte meistens mit Schwert und Schild zu rasseln um die einfachen Bauern und Bürger einzuschüchtern.
Hinzukam, dass sie gut bezahlt wurde, in seinen freien Tagen konnte er immer in einen Krug des kleinen Stadt Grauburg einkehren und sein Verdienst in Bier, Essen und leichten Mädchen anlegen.
Dann kam der denkwürdige Sonntag vor zwei Wochen. Er war wieder einmal im Krug „Zum wilden Eber“ und hatte mehr dem Bier zugesprochen als eigentlich gut für Ihn war. Ganz ehrlich, war er wohl ziemlich betrunken gewesen, als Soldaten den Schankraum stürmten. Ihm war völlig schleierhaft warum, aber die Soldaten kamen sofort auf Ihn zu und umringten Ihn. Wie er dann erfahren hatte, ist kurz vorher eine Frau gefunden worden.
Diese Frau wurde tot in Ihrem Bett aufgefunden. Es erinnerte sich an die junge Frau, da er sie im Eber kennen gelernt hatte, sie hatten zusammen getrunken und getanzt, dann versprach Sie ihm mehr und Sie gingen gemeinsam zu Ihr nach Hause, dort wurden Sie sich jedoch über die „Bezahlung“ der Dienste nicht einig und haben sich im Streit getrennt. Zu dem Zeitpunkt, war er bereits angetrunken und ist dann alleine in den Eber zurück gekehrt.
Gut drei Stunden später kamen die Soldaten.

Er ist natürlich gesehen worden, als er mit der Frau ging und er ist sicher auch gesehen worden als er die Hütte wieder verließ. Aber warum zum Teufel war die Frau tot?
Tralgar war sich sicher, er ist es nicht gewesen. Nun, im engen Schankraum kam es dann zum Handgemenge und aus der kleinen Rangelei war eine richtige Massenkeilerei geworden. In dem Tumult gelang Ihm die Flucht durch ein Fenster, wodurch er einfach gesprungen war.
Es ist dann mit dem Sachen am Leib in den Stall, hat sein Pferd geholt und ist sofort aus Grauburg geflüchtet. Mit Mördern wurde kurzer Prozess gemacht, die hingen schneller am Galgen als der Richter das Urteil fällen konnte. Von einem fairen Prozess ganz zu schweigen. Im nächsten Dorf deckte er sich mit allem Notwendigen ein und flüchtete dann weiter Richtung Landesgrenze.
Er war sich sicher, er würde verfolgt werden. Es war ja nicht nur der Tod der Frau, sondern auch ganz offensichtlich, was er mit Ihr vor gehabt hatte. Die Kirche war in Grauburg stark vertreten und ganz sicher nicht einverstanden mit seinen Absichten.
Der dort zuständige Kleriker würde Ihn lieber in die Finger bekommen als der Richter. Deswegen flüchtete er nun seid zwei Wochen und stand nun hier, vor einem Haufen Toten die er sich nicht erklären konnte.

Es wurde langsam hell. Tralgar löschte das Feuer mit Sand und sattelte sein Pferd. Nun musste er zu erst Wasser suchen, so kam nicht mehr weit.
Langsam ritt an dem kleinen Hügel und dann an dem großen Steinhügel vorbei, immer noch nachdenklich was hier wohl passiert sein mag.
Die Sonne ging auf und fing an unbarmherzig auf Ihn nieder zu brennen. Den Vormittag verbrachte er im Sattel und folgte dem alten staubigen Weg durch die Steppe. In der Ferne machte er gegen Mittag Rauch aus. „Ein Feuer um diese Tageszeit? Das doch sehr ungewöhnlich!“ flüsterte er leise. Seine Stimme war bereits rau von der Wärme und der staubigen Luft.
Tralgar schätze den Rauch gut eine Stunde entfernt aber wenn er so weiter ging, dann würde er spätestens in 20 Minuten auch zu sehen sein.
Linksseitig erhob sich das Gelände leicht zu einer natürlichen Hügelkette, wenn er im Schutze dieser Hügel ging, würde sich der Weg zwar vervierfachen aber er wäre nicht zu sehen.
Mit einem energischen Schenkeldruck bewegte er das Pferd nach links und nahm den Zeitverlust trotz seiner Verfolger in Kauf. Er musste einfach Wissen was dort los war und vor allem, wer dort war. Da wo Menschen sind, gibt es in der Regel auch Wasser.


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Hensbarg, eine kleine Stadt in der Mitte von Zeretra.
„Exaudere putare verba…..parere putare vocis”
Laut dröhnt die feste Stimme in dem kleinen stickigen Raum. Ein Mann in dunklen Roben gehüllt, steht im einem Kreis, beide Hände erhoben. Die Luft flirrt und der beißende Gestank von Tod und Verfall erfüllt den Raum.
Dunkle, unendliche Augen stieren unter der Kapuze auf einen nicht vorhandenen Punkt im Raum.
„Gehorche, gehorche mir“ Schweiß tritt dem dunklen Zauberer auf die Stirn und endlich erscheint ein dunkle Wolke, ein Schemen mit einem fast menschlichen Aussehen.

Sofort greift der Schemen den dunklen Magier an. Mit einer schnellen Bewegung der rechten Hand ergreift der Zauberer seinen Stab, hebt Ihn hoch und ruft. „retinaculum unum“
„Du bist mein, Sklave, gehorche oder spüre meinen Zorn!“ In der linken Hand des Zauberers entsteht eine lodernde Flamme, bereit, alles zu verzehren wo sie drauf losgelassen wird.
Sekunden ringen der Schemen und der Magier auf einer anderen Ebene mit einander. Dann entfährt dem Schemen ein Stöhnen und Rauschen. „So sei es, ich bin Dein, mein Herr und Meister“

Der Magier lässt die Flamme verschwinden, tritt bewusst aus dem Kreis, dem Schemen gegenüber: „Gelobe mir Treue und Aufopferung bis zu Deiner endgültigen Vernichtung, nimm mein Blut und binde Dich endgültig auf immer an mich.“ Mit einem kleinen Dolch ritzt der Magier seine Haut am Arm auf und hält Sie dem Schemen entgegen. Dieser berührt das rote warme Blut „So sei es“ Wabernd weicht der Schemen ein, zwei Schritte zurück.

„Du kannst gehen, ich werde Dich rufen, wenn ich Dich brauche.“ Die dunkle Wolke löst sich langsam auf und verschwindet. Kaum ist der Schemen fort, sinkt der Magier auf die Knie, ein Stöhnen entringt sich seinem Mund. „Fast war es zu viel“ Zitternd erhebt er sich wieder und geht zu einem kleinen Tisch in der Ecke wo dünner Wein und Brot steht.
Er setzt sich und trinkt vom Wein.

Da klopft es an der Tür. „Was gibt es, warum werde ich gestört?“
„Herr Manis, Ihr habt Besuch, ich wollte nicht stören aber die Herren wollen nicht warten.“

Manis der Magier erhebt sich und öffnet die Tür. Vor Ihm steht der menschliche Wirt Magerfinger und schaut Ihn unterwürfig an. „Was für Männer? Sprich rasch ich bin Müde.“

„Ich weiß nicht“ antwortet der Wirt und zeigt Richtung Schankraum.
Auf seinem Stock gestützt, geht Manis seinen vermeintlichen Besuchern entgegen. Der Wirt weicht zurück, weil Manis eine starke Hitze umgibt, leise raschelt der Stoff oder ist es die trockene Haut des Zauberers? Der Wirt will es gar nicht wissen.

Manis betritt den dunklen Schankraum, wo ein großes Feuer im Kamin lodert und schaut sich um. Drei Männer, zwei davon in silbernen Rüstungen und ein älterer Mann in blauen Roben des Klerus erwarten Ihn.
Der Kleriker erhebt sich. „Ihr seid Manis?“ Das ganze ist mehr eine Feststellung als eine Frage und der Ton gefällt dem Zauberer nicht. Er beschließt den Mann nicht zu mögen und dem auch gar nicht zu trauen.

„Wer will das wissen?“
„Ich bin Kleriker des blauen Ordens der Reinheit und habe ein paar Fragen an Euch“

Manis dreht sich um zum Wirt. Dieser steht ein paar Meter hinter ihm und schaut unverholen neugierig auf Ihn und die Besucher. „Magerfinger geh in die Küche und macht mir Essen. Aber kein Fleisch!“

Manis setzt sich an einen Tisch, nachdem der Wirt in die Küche entschwunden ist. Er deutet auf einen zweiten Stuhl und der Kleriker lässt sich nieder. „Nun dann Mann Gottes, was kann ich für Euch tun?“ Spott tropft aus diesem Satz, wie Honig aus einer Wabe.
Der Kleriker schaut Ihn missgünstig an. „Wir haben keinen Streit mit Euch! Wir suchen Euren Bruder, kennt Ihr dessen Aufenthaltsort?“

Bruder? Ja Bruder, Manis lacht laut auf und das Bild seines Bruders Tralgar schießt in seinen Kopf. „Guter Mann, wenn ich wüsste wo mein Bruder ist, könntet Ihr sicher sein, ich wäre bei Ihm. Der Hund schuldet mir noch 50 Goldstücke. Wenn Ihr ihn gefunden habt, so gebt mir doch bitte Nachricht, damit ich mein Geld wiederbekomme.“

Der Kleriker zögert mit einer Antwort. „Eurem Bruder werden schwere Anschuldigungen vorgeworfen, Manis. Es ist für alle besser, wenn wir Ihn schnell finden. Ich denke auch für Euch ist es besser, wenn Ihr versteht was ich meine.
„Wollt Ihr mir drohen, Mann der Kirche?“ Presst Manis durch die Lippen.
„Nein Zauberer, ich denke nicht, dass das nötig ist.“ Antwortet der Kleriker und deutet auf die beiden hünenhaften Gestalten in Silber.

Damit steht der blaue Kleriker auf und will sich umdrehen. Zu Manis gewand zischt er noch: „Mein Arm ist lang und Euer Bruder wird des Mordes bezichtigt, passt auf Zauberer, dass mein Interesse an Euch nicht wächst und ich mir überlege mich näher mit Euch zu unterhalten“
Es ist nicht Manis Art, sich ungestraft drohen zu lassen aber die beiden Silbernen Kämpfer an der Seite des Mannes sehen so aus, als würden sie Ihr Handwerk verstehen und er selber ist Müde vom Kampf mit dem Schemen. So lässt er den Mann ohne Antwort ziehen.

Der Wirt kommt und bringt einem Teller mit frischem Fisch und einen Krug Wein herein. Traurig muss er feststellen, dass die Gäste den Schankraum verlassen haben. Der dunkle Zauberer war Ihm von Anfang an nicht geheuer und ihm wäre es lieber er würde weiterziehen, statt hier zu verweilen aber sein Silber war so gut wie das jeden anderen Gastes.


Manis betrat seine Kammer nach dem Essen und ging zu seinem dunklen Koffer. Aus dem Koffer nahm er einen kleinen grünen Stein, der fast aussah wie ein funkelnder Smaragd. Er zog weiterhin eine vergilbte Karte aus dem Koffer und breitete diese auf dem Tisch aus. Die Karte zeigt Zeretra mit seinen verschiedenen Landstrichen und Abschnitten. Einige große Orte waren eingezeichnet, wie die Hauptstadt von Zeretra Garadam.

Er legte den kleinen funkelnden Stein auf die Karte und setzte sich auf einen Stuhl. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich.
O fraternus nos – Frater praebere te
Leise wiederholte er die Worte:
O fraternus nos – Frater praebere te
O fraternus nos – Frater praebere te

Dabei hob er wieder beide Hände und öffnet die Augen. Der kleine Edelstein auf der Karte kam ins rollen und schlingern, er wanderte über die Karte und zu einer Ecke und wieder zurück. Gespannt beobachtet Manis wie der Stein plötzlich anhielt.
Er lag auf dem Ort Grauburg und zitterte. Dann rollte er langsam Richtung Landesgrenze nach links. Wieder hielt der Stein an und diesmal endgültig. Es lag auf einem weißen Fleck, also gab es dort nichts wo er hätte hinfahren können. „Aber Grauburg ist immerhin ein Hinweis.“ Sagte er zu sich selber.
Manis erhob sich und fing an seinen Koffer zu packen, da hörte er ein Geräusch. Draußen unter dem Fenster hatte sich etwas bewegt. Manis ergriff seinen Stock und war mit zwei drei großen Schritten am offenen Fenster.
Mit dem Stock stieß er nach unten, was mit einem Schmerzenslaut und Keuchen quittiert wurde. Er griff nach unten und zerrte den Lauschenden an den Haaren hoch und ins Zimmer.
Magerfinger der Wirt! „Was soll das Du Wicht? Was belauschst Du Deine Gäste? Und was hast Du mitbekommen?“ Herrschte Manis den spionierenden Wirt an. Der schmächtige Mann zitterte und bebte am ganzen Leib.
„Er hat gesagt, ich soll Euch beobachten und alles an Ihn weitertragen, Herr. Er würde sonst dafür sorgen, dass ich hier nicht länger bleiben kann und meinen Krug schließen. Rechtfertigte sich der Wirt.
Der Kleriker!! Also doch, er hatte bereits Leute auf Ihn angesetzt und der Wirt hatte alles gesehen. Manis erschrak. Er hatte nicht gedacht, dass es so schnell passieren würde. Ein sicheres Zeichen dafür, dass es dem Kleriker wirklich wichtig war.

„Schau mich an Wurm, schau mir in die Augen“ Der Wirt wurde aschfahl und Manis Haut wurde schlagartig heiß als würde er brennen. Seine Augen loderten auf, füllten sich mit weißem Feuer. „Schau mich an“ Befehlend war die Stimme und der Wirt musste gehorchen.

„Du wirst jetzt alles vergessen was du hier gesehen hast! Du warst in der Küche und hast den Abwasch gemacht. Du wirst vergessen was Du in der letzten viertel Stunde gesehen oder gehört hast.“
Der Wirt fing an zu wimmern, die Augen noch immer offen und direkt auf Manis gerichtet. Aus dem Wimmern wurde Schluchzen und Panik macht sich beim Wirt breit. Es strampelte mit den Beinen und Manis musste Ihn mit aller Gewalt festhalten.
Der Mann begann aus der Nase zu bluten und Manis packte nun mit beiden Händen den Kopf des Wirtes. „Hast Du mich gehört Du Wurm! Du hast vergessen, was hier in der letzten viertel Stunde passiert ist. Antworte!!!!“ Manis brüllte den Mann nun fast an und dieser wimmerte und entspannte nun seinen Körper. Es war soweit. Manis Willen hatten den Willen des Wirtes endgültig gebrochen.
„Ich habe nichts gesehen und weiß nicht worum es hier geht. Ich muss zurück in die Küche zum meinem Abwasch“ sprach der Wirt nun monoton. Manis ließ Ihn los und Magerfinger erhob sich und verließ das Zimmer.

Das wird nicht endlos so gehen, dachte sich der Zauberer und hüllte sich weiter tief in seine Robe. Es waren sicher an die 30 Grad in der Kammer aber Manis fror und seine Haut war heiß, als würde sie brennen. Er kannte das schon, dies war der Tribut für seine wachsende Macht im Bereich der Magie. Er würde sich verändern und über kurz oder lang selber in seinem eigenen Feuer verderben. Doch seine Studien und Lehren waren noch nicht beendet, er war noch immer auf der Suche nach mehr Macht und einer Möglichkeit die „Nebenwirkungen“ zu umgehen.

Nun er packte seine Sachen fertig und verließ seine Kammer. Beim, nun wieder ganz normal wirkenden, Wirt zahlte er und verließ das Haus. Seine Schritte führten Ihn zum örtlichen Pferdestall. Es wurde bereits dunkel und der Weg führte durch das verruchteste Viertel der kleinen Stadt. Auf dem Weg wurde er mehrmals angesprochen von offensichtlichen Dirnen, deren Angebote er jedoch allesamt ausschlug.
Seine Erfüllung fand er nur im Geist und nicht in fleischlichen Gelüsten.

Beim örtlichen Pferdeburschen erstand er ein passables Tier für immerhin 1/3 seiner Goldreserven. Sein nächster Weg bestand darin zum Lebensmittelladen zu gehen um sich dort einzudecken. Dann war es Zeit den Ort zu verlassen.

Also trabte er Richtung Stadttore und wurde prompt aufgehalten. Direkt am Tor stand der blaue Kleriker mit seinen beiden Silbernen Hünen. Und in dem Moment erfasst der Blick des Klerikers Ihn und sein Pferd. Es war offensichtlich war er vor hatte.


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Im Schutze der Hügelkette gelangte Tralgar immer weiter links an den gewünschten Ort vorbei. Langsam musste er sich eingestehen, dass er sich geirrt hatte. Er war zwar in Deckung aber auch wieder so weit weg von dem Feuer und dem Rauch, dass er sicher eine gute Stunde brauche würde, um den diagonalen Weg von der Hügelkette zum Feuer zurück zu legen. Nun, das ließ sich jetzt nicht mehr ändern.
Ungefähr auf der Hälfte des Weges, schlug er einen leichten Kurs nach rechts, zwischen den Hügeln, ein. So oder so, wollte er nun wissen, was da los ist.

Nach kurzem Ritt sah er den Rauch wieder und schätze den Weg auf gut eine Stunde. Er würde also ziemlich genau zur Mittagszeit dort ankommen. Tralgar wollte nicht zu viel Staub aufwirbeln und blieb daher mit seinem Pferd in leichter Gangart.

Nach geraume Zeit, kam er dem Feuer und dem Lager, ja das konnte er jetzt mit Gewissheit sagen, näher. Ein Wagen mit Pferd war dort und ein Feuer, an dem zumindest niemand saß, war zu sehen. Es gelangte immer näher und hielt dann ca. 30 Meter vor dem Lager an.

Es war gespenstisch still. Nur das Pferd welches neben dem Wagen angepflockt war, schnaubte lause. Tralgar saß ab und schritt, das Pferd an den Zügeln, langsam näher.

„Stehen bleiben, auf Euch ist eine Armbrust gerichtet. Was wollt Ihr Fremder?“ klang es schrill aus dem Wagen.
Tralgar blieb wie angewurzelt stehen und entgegnete „Ich sah den Rauch und das Feuer, ich brauche Wasser, wenn Ihr mir etwas geben könntet, bin ich sofort wieder weg“
„Legt das Schwert ab und tretet dann näher“ erklang wieder die schrille Stimme.
Dem Wunsche folgend, zog er sein breites Schwert aus der Scheide und legte es in den Staub. Dann trat er näher an den Wagen wo die Stimme herkam.
Es rumpelte und der Wagen wippte, eine Frau mittleren Alters in einem schwarzen derben Kleid stieg aus dem Wagen, sie trug eine Armbrust welche genau auf sein Herz gerichtet war.
„Kommt näher Fremder, hier am Wagen ist ein Fass mit Wasser, dort dürft Ihr Euren Schlauch füllen. Wenn Ihr eine falsche Bewegung macht, wird dieser Bolzen Euer Herz durchbohren.“
Tralgar nahm den Wasserschlauch von Sattel und ging zum Wagen. Er hob den Deckel vom Fass und roch erstmal am Wasser. Abgestanden aber nicht umgefallen. Immerhin, besser wie nichts.
„Was macht ihr hier alleine gute Frau? Ich will Euch nichts böses, das liegt mir fern“ Fragte er so nebenbei.
„Ich bin nicht alleine, mein Mann und mein Sohn sind auf der Jagd“ entgegnete die Frau.
Tralgar lachte leise auf. „Auf der Jagd. Gute Frau, hier gibt es im Umkreis von einem Tag kein Wild, was sich wirklich jagen lässt“
Was auch immer die seltsame Frau erlebt hatte, sie schien nichts von dem grausigen Fund von gestern zu wissen.
„Ihr habt Euer Wasser, das ist mehr als genug, nun verschwindet“ Giftet die Alte Ihn an.
„Wie Ihr wünscht, ich werde wieder gehen!“ Tralgar ging zurück zu seinem Pferd und hob sein Schwert wieder auf. Mit dem Rücken zur Armbrust, steckte er das Schwert wieder ein und schwang sich in den Sattel.
„Ich danke fürs Wasser und gebe Euch einen guten Rat. Das Feuer ist meilenweit zu sehen, erst wenn Eure Männer wieder da sind, würde ich es neu entfachen.“

Damit gab er seinem Pferd die Sporen und trabte langsam an der Frau vorbei. Die Sonne stand hoch und das Lager wurde in seinem Rücken immer kleiner. Er schaute sich nicht um.
Nach einer weiteren Stunde machte er am Horizont einen Wald aus, die Steppe war zu Ende. Mit etwas Glück würde er bereits heute Abend unter einem Baum übernachten können und er bräuchte auch dringend Wasser für sein Pferd. Aber der Wald würde Ihn sicher versorgen und vor allem Schutz bieten.

Als wenn sein Pferd das gleiche dachte, fing dieses an immer schneller zu traben und in einen leichten Galopp zu verfallen. Tralgar zügelte es etwas, da die Sonne noch immer hoch am Firmament stand und gnadenlos herab brannte.

Trotzdem erreichte er in den Abendstunden den Waldrand und stieß langsam in den kühleren Bereich vor. Aufmerksam betrachtete er die Bäume und ließ dem Pferd die Zügel lose. Wenn es Wasser riechen würde, würde es Ihm den Weg weisen.

Er benutze einen kleinen Wildpfad und achtete wenig auf den Lärm den er machte, als er durch den Wald ritt. Dann wurde sein Pferd unruhig und schritt schneller aus, es hatte sicher Wasser gewittert.
Nach kurzem Ritt, kam er an eine kleine Quelle und leere erst seinen Schlauch, um ihn mit dem frischen Wasser zu befüllen. Dann ließ er sein Pferd saufen, band es dort an einem Baum und setzte sich ein Stück weiter weg in den Schatten.
Zeit zum rasten, nächtigen an der Quelle wollte er jedoch nicht. Es gab hier Bären, Wölfe und andere wilde Tiere. Übers plätschern hörte er ein leises Stöhnen.
Erst dachte er, er hätte sich geirrt, dann kam wieder ein leises Stöhnen. Tralgar erhob sich und folge dem Geräusch. Direkt an einem Baum, lehnte unweit von Ihm ein Mann mit grauem Bart und zerrissenen Kleidern.
Schon aus der Entfernung konnte Tralgar die Wunden ausmachen, die den sicheren aber langsamen Tod des Mannes bedeuteten. Er lauschte noch mal, ob es noch andere Geräusche gab und schlich dann vorsichtig zu dem Mann.
Eine schnelle Prüfung seiner ersten Einschätzung bestätigte seinen Verdacht. Der Alte war schwer durch Schwerter und auch Bolzen verletzt und würde in den nächsten Stunden sterben.
„Was ist passiert alter Mann“ flüsterte Tralgar dem Alten zu.
„Mein Sohn, Du musst meinem Sohn helfen“ krächzte dieser unter leichtem Husten. Tralgar konnte Ihm kein Wasser geben, das würde Ihn sofort umbringen da ein Schwert sein Bauch aufgerissen hatte.
„Wo ist Dein Sohn?“ Frage er leise. „Sie haben Ihn mitgenommen. Er ist doch noch so jung!“
stöhnte der Mann.
„Wer hat Ihn mitgenommen?“ kam die nächste Frage.
„Nordmänner, Wilde, sie sind erbarmungslos“ presste der Verletzte noch heraus und fiel dann in eine erbarmende Ohnmacht.

Tralgar setzte sich und nahm ein Schluck Wasser. Was nun? Was sollte er tun? Er taste den alten ab und fand eine Taschenuhr in der Hosentasche. In der war ein Bild von einer dreiköpfigen Familie. Der Alte, wohl in jüngeren Jahren. Eine Frau ,die der Alten aus der Steppe nicht unähnlich war und einem kleinen blonden Jungen.

Tralgar war kein Held und eigentlich tat er nichts umsonst. Er durchsuchte den Ohnmächtigen noch weiter und fand einen kleinen Beutel mit ein paar Goldstücken.
„Ist gut, das langt Alter“ sagte er zu dem Mann und stand auf.

Er bestieg sein Pferd und folgte der nicht zu übersehenden Spur im Wald. In der Tat nicht unweit vom Liegeplatz des Alten fand eine Stelle, wo ein Kampf statt gefunden hatte und er fand auch Spuren, die von dem Kampfplatz wegführten.
Vorsichtig folgte er den Spuren. Kurz vor Anbruch der Nacht, wo es fast zu dunkel wurde den Spuren zu folgen, stieß er auf ein ungesichertes Lager mit großem Feuer. Drumherum saßen 10 Nordmänner. Er erkannte die Sippe, nach der Kleidung waren es Wilde vom Stamme der Kelaren. Bekannt für Brandschatzung, Mordlust, Vergewaltigung und alles was man sich sonst noch vorstellen konnte. Eigentlich sollten Sie nicht hier sein, dass war ungewöhnlich wie auch bedenklich. Was Sie wohl veranlasste Ihre Heimat zu verlassen?
An einem Baum am Rande des Lagers war ein Junge Mann gefesselt worden. Er trug nur noch eine Hose, Ihm fehlten Schuhe und auch der Oberkörper war frei.
Sein Brust, die Arme und vermutlich auch der Rücken, war übersäht mit Striemen von einer Peitsche und eine Schwertwunde ziert den rechten Oberarm.
Die Wunden nässten und glitzerten im Feuer. Der Kopf war dem jungen Mann auf die Brust gesunken und Tralgar war sich nicht sicher, ob er tot oder bewusstlos war.

Mit feuchter Erde beschmierter Stahl schnitt sich langsam und vorsichtig durch Lederfesseln. Der junge Mann spürte die Bewegung und öffnete die Augen. Nicht schon wieder, alles schmerzte Ihm und er hatte das Gefühl sein Rücken wäre nur noch eine offene Wunde. Er stöhnt leise und stammelte: „Nein bitte nicht, lasst mich endlich“
„Still du Narr!“ flüsterte Tralgar zurück. Ihm war nicht klar ob der Junge Ihn verstand. Bei näherer Betrachtung, war es noch kein Mann, sondern noch fast ein Junge evtl. 16 oder 17 Sommer zählend. Auf jeden Fall verstummte der Junge und Tralgar schnitt endgültig die Lederfesseln durch. Der Junge schaffte es die Hände hinter den Baum zu halten, also wand sich Tralgar den Fußfesseln zu.

Er hatte dem Lager und dem Gelage der Nordmännern einer Weile zugeschaut, bis einer aufstand und vermutlich seinen Wachdienst antreten wollte. Dieser ging an den Rand des Lagers und nahm sich eine große breite Axt, dann schlug er sich in die Büsche und setzte vermutlich zu einem Rundgang an.
Ein zweiter Nordmann, welcher deutlich angetrunken wirkte, stand ebenfalls auf und stolperte unter dem Gelächter der anderen ungefähr in seine Richtung.
Das war nun ganz schlecht, der wollte sich wohl erleichtern und seine Blase entleeren. Tralgar zog sich etwas zurück und drückte sich fester an den Boden und ins Unterholz zurück.
Er sah noch, wie die anderen sich nun zum Schlafen legten.

Der Betrunkene kam Tralgar immer noch näher, warum zum Henker, musste er auch jetzt gerade hier seine Notdurft verrichten. Der Nordmann trat weiter an Tralgars Busch heran und fing an, an seinen Sachen zu nesteln, dabei fiel er fast um. Tralgar nutzte die Gelegenheit, warf sich fast geräuschlos auf die Füße des Betrunkenen und zog diesen nach unten, mit einem gewaltigen Hieb gegen die Schläfe des Mannes, schickte er diesen in unsanfte Träume.
Er zog sich sofort zurück aber seine Aktion war nicht bemerkt worden. Dann machte er sich vorsichtig wieder auf den Weg zu dem Gefesselten. Auf dem Weg fand er die Wache auf Ihrem Rundgang und schaltet auch diese geräuschlos aus. Nun waren es noch 8 Mann und die Last des vermutlich schwer Verletzten.

Also er die Fußfesseln durchtrennt hatte, merkte er, wie die Beine des Jungen anfingen zu zittern. Es wurde klar, dass der Junge weder laufen noch gar rennen würde können. Es würde eher über kurz oder lang zusammenbrechen.
Langsam rutsche der Junge nun auch in sich zusammen, unfähig sich noch auf den Beinen halten zu können. Vorsichtig griff der Krieger zu und fing den Jungen sanft auf. Dann zog er ihn Stück für Stück, möglichst vorsichtig und leise vom Baum weg.
Ein paar Meter weiter richtete Tralgar sich auf und zog auch den Jungen auf die Beine. Das war der Moment, wo dieser endgültig das Bewusstsein verlor.
Kurzerhand schulterte sich Tralgar nun den Bewusstlosen und schlich sich vom Lager fort.

Tralgar versuchte so wenig wie möglich Spuren zu hinterlassen, ihm war jedoch auch klar, das sie sofort verfolgt werden würden, sowie der Verlust des Gefangenen bemerkt werden würde. Er konnte nur hoffen, dass nicht alle sich gemeinsam auf seine Fährte setzen würden, selbst er als wirklich guter Kämpfer, würde es nicht gegen 10 Nordmänner aufnehmen können. Ja gut mit einem oder gar zwei aber mehr traute er sich auch nicht zu.
Sie gelangten schließlich zu der Stelle wo sein Pferd war und er auch den Alten gefunden hatte. Er ließ den noch immer Bewusstlosen auf den Waldboden nieder und kniete sich neben den Alten. Dieser war in der Zwischenzeit jedoch an seinen schweren Verletzungen verstorben, der Brustkorb hob sich nicht mehr.


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Tag der Veröffentlichung: 25.06.2011

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