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Erste Mondlandung: 21. Juli 1969 ! Ha!

 

 

Nix da! Helmut und ich sind am 30. Juli 1966 um exakt 14.32 Uhr auf dem Mond gelandet! 

Helmut war ein genialer Techniker. Wie der die ganzen Teile vom Schrottplatz seines Onkels besorgt und zusammengebaut hat: einfach nur genial. Mein Anteil bestand in der Besorgung der Verpflegung. Und, das ist nicht zu vergessen, ich machte den Routenplan fertig. Und: Das ging damals noch nicht elektronisch! Also das war schon harte Arbeit. 

 

Jetzt werden einige Typen sagen: So ein Quatsch! Kleinjungenphantasien. Und ich sage: Nein! Schon damals sahen unsere Jungenphantasien (Helmut war 13, ich schon 12) anders aus. Das, was ich oben beschrieben habe, das ist die Wahrheit! Am 30.07.1966 um genau 15.32 Uhr waren wir auf dem Mond gelandet. Und wer das nicht glaubt: Ich habe bei mir im Arbeitszimmer noch eine Flasche mit Mondstaub und ein paar eindeutige Mondgesteinstücke. 

 

 

Warum das alles nicht bekannt ist? Na, auch Sie müssten langsam dahinter gekommen sein, dass all das, was irgendwelchen großen Nationen unbequem ist, vertuscht wird. Als Beleg dafür kann ich auch die erste Kernschmelze eines Atomkraftwerks anführen. Allerdings, das muss ich schon zugeben, aber das ist sicherlich verjährt, Helmut und ich waren da nicht so besonders stolz drauf. Wir hatten einen ganzen Nachmittag damit zu tun, die Waschküche aufzuräumen ... 

 

Weil da wieder Zweifler auftauchen, wegen Helmut. Und seiner technische Begabung. In der Volksschule, in der vierten Klasse, hatten wir schon so eine Art Theater-Ag. nannte sich aber irgendwie anders. 

 

Wir hatten uns eine recht aktionsreiche (gesprochen a k zi ons-reiche, und nicht action, klar?!) Szene aus Jim Knopf und Lukas ausgesucht. Und der Helmut hat die Emma nachgebaut. Aus Margarinekartons und so. Man roch es deutlich. Aber das war ja nun wirklich egal.

 

Für die viele schwarze Farbe hat er dann von seinem Vater ganz schön Arschvoll bekommen. Aber das war es dem Helmut und uns wert. Damals habe ich dem Helmut schon geholfen. Mit meinen beschränkten technischen Fertigkeiten. Aber ich habe da ein Armaturenbrett hingezaubert! Erste Sahne (Das war dann auch später das Muster für die Instrumententafel unseres Mondlanderaumschiffs, das so nebenbei). 

 

Wir hatten uns die Szene ausgesucht, wie der Lukas mit dem Jim und der Emma durch dieses dunkle Tal der Dämmerung ….… war wahnsinnig effektvoll. Sogar die Eltern waren dann bei der Premiere in der Turnhalle erschrocken, als das Licht ausging. Und es sah wahnsinnig gruselig aus, wie der Helmut die dicke Kerze (war seine Kommunionskerze - gab dafür auch noch mal Arschvoll) als Beleuchtungsscheinwerfer vorne in die Emma hielt. Und dann hielt er noch - das war nicht abgesprochen - ein brennendes Streichholz vor sein geschwärztes Gesicht und rollte mit den Augen - er war der Jim Knopf - irre! 

 

Blöd war dann, wir konnten es nie so richtig klären, wer es denn nun war, ob der Helmut, ich, der ich den Lukas gespielt habe, oder der Peter, der unsichtbar mit einer dunklen Decke verkleidet war und die Emma über die Bühne zog, also wer da zu viel gewackelt hatte. 

 

Die Kommunionskerze fiel um, und -- na ja - billige Margarinekartons eben. Die Feuerlöscher waren irgendwie nicht erreichbar. Der Vater vom Martin löschte dann den Brand mit Wasser, weil, der war bei der Feuerwehr und kannte sich mit sowas aus. 

 

Was das ganze reichlich in die Länge gezogen hatte, war das Konfetti. Mit dem Leitzlocher in mühseliger Kleinarbeit von Heinzi und Bettina hergestellt. Wieso Konfetti? Mann! Im Tal der Dämmerung, da schneit das doch! Weil der Jim und der Lukas da einen genialen Trick hatten! Und die Aufführung fand im Mai statt. Wo bekommt man im Mai schon Schnee her, wenn man nicht da wohnt, wo der gemacht wird? Also! Und so selbstgemachtes Konfetti – in der Menge – hui, das fackelt! 

 

Sport gab es dann vier Wochen nicht in der Turnhalle. Hatte aber einen schönen Nebeneffekt. Vier Wochen lang im Sport immer draußen Fußball. Na ja, davor stand aber noch reichlich Arschvoll.

 

 

 

Die erste Begegnung

 

  

Schon im Kindergarten hatten wir uns kennen gelernt. Zu einer Zeit, in der Kindergarten noch Kindergarten hieß und auch einer war. Untergebracht in einer schnell hoch gezogenen Baracke hinter der Barbara-Kirche in der Waldsiedlung. 

 

Helmut kam erst im zweiten Jahr in meine Gruppe. Zugezogen aus Gelsenkirchen. Alter Ruhrgebietsadel, wie sich später herausstellte. Der Oppa aus Schlesien zugewandert, Mutter aus Buer - gesprochen Buhr. Helmuts Vater hatte gute Arbeit auf der Auguste gefunden. Auguste Victoria. Eine Zechenanlage, ihr Ferkel! Unter Tage. Brachte immer Mutterklötzken mit. Aber dazu irgendwann später einmal. 

 

Also in meinem zweiten Kindergartenjahr kam Helmut in meine Gruppe. Er machte sofort Ärger, weil .. er machte der Gruppenleiterin Monika schöne Augen! Ein Zugezogener! Diese Konkurrenz schaltete ich schnell aus. Ich hatte zu der Zeit noch ein flinkes Händchen. Und treten konnte ich auch. Banal wäre es zu sagen, das war der Beginn einer ….... er war es nämlich.

 

Es setzte nämlich schon am zweiten Tag empfindliche Strafen. Für Helmut. Und für mich. Wegen der körperlichen Auseinandersetzung. Nun, und da waren wir uns auf einmal einig: In Männerangelegenheiten, da haben sich Frauen nicht einzumischen. Auch nicht die Monika. Gruppenleiterin im Kindergarten! Pah! Das hatte sie dann davon. Wir beide ignorierten ihre Werbeversuche von dem Tag an. Sollte sie doch sehen, wie sie später durchs Leben ... jedenfalls nicht mit uns oder einem von beiden.

 

 

Ja, so etwas schweißt zusammen. Helmut brachte, da er ja aus der Großstadt kam, einiges an weltmännischer Lebenserfahrung und ein Jahr Ältersein mit. Er war schon 5. 

 

Und er hatte wirklich ein technisches Talent. Wie ich ja schon zuvor einmal nebenbei erwähnt hatte. Was er in die Finger bekam, war ihm sofort willig und ließ sich umfunktionieren. Er hatte aber auch einen Spielplatz zur Verfügung, den wir nach Feierabend regelmäßig zum Freizeitausgleich aufsuchten. Meine Eltern freuten sich, dass sich da mal eine Freundschaft entwickelte, die mehr als eine Woche überdauerte. Und dass es zumindest in der ersten Zeit Ruhe gab vor nervigen Eltern, die bei meinen Eltern klingelten, um irgendwelche blödsinnigen Beschwerden vorzubringen, weil ich, ihren Sohn oder ihre Tochter ... na ja. zugeben muss ich, dass die Tradition der Elternbesuche dann doch wieder aufgenommen wurde, allerdings nicht in der Häufigkeit, weil Helmuts und meine Eltern gleichermaßen bedacht wurden, also arbeitsteilig. Da kehrte schon ein wenig mehr Ruhe ein. Allerdings gab es dann schon einige Beschwerden mehr aus Richtung Kindergarten und später aus Richtung Schule. Aber das weiß ja eigentlich jeder: Kindergärtnerinnen und Lehrer, die vertragen nicht viel und laufen dann sofort heulend zu den Eltern. 

 

Nach dem ersten Advent gab es dann sogar eine Terminvereinbarung zwischen unseren Eltern und der Kindergartenleitung. Eine richtig offizielle Terminvereinbarung. Und das kam so. Oder anders gesagt: Der Grund dafür war folgender:

 

 

Nun, ich greife mal vor.

 

Nun, also Helmut und Ich. 

 

Bis 1964 waren wir, nun, sagen wir mal neudeutsch: Ein Team. Mit einem nicht in allen Kreisen guten Ruf. Nun ja. Ansichtssache. 

 

1964 stand die Entscheidung an: Mich wollten Sie zum Albert auf das Schweitzer-Gymnasium deportieren - und bei Helmut - nun, welch umtriebiges Volk - Helmut zog weg. Nach ... Unna!! Das ist im Prinzip wie hinter dem Mars. Wir vollzogen noch schnell unsere Blutsbrüderschaft - niemals wollten wir uns vergessen - das haben wir auch nicht. Nur - gesehen haben wir uns dann nie wieder. 

 

Unabhängig davon gab es 1964 für uns einen Schock, der unser Leben schlagartig änderte. Helmut hatte aus der Stadtbücherei in Hüls ein Buch mitgebracht. Und wir waren schockiert. Nicht wegen der Bilder, die da drin waren. Das waren nämlich nur sehr wenige in schwarzweiß und als Zeichnung. Nein, wir hatten beim Lesen das, was man später global ausgedrückt ein Déjà-vu [deʒaˈvy] (frz. „schon gesehen“) nannte. Ludwig Thoma hieß der Autor .... 

 

Wir stellten schlagartig unsere Aktivitäten ein, oder, sagen wir es anders - die Luft war irgendwie raus - und das akzeptierten wir. Außerdem, Helmut war ja schon 10 - wir hatten kurz zuvor das erste Mal - geküsst. Oder sagen wir es so: Ich wurde von Manuela im Keller beim Versteckenspiel .. sie schmeckte nach Vanille ...

 

 

Ja, Helmut und ich. Ich war 7, Helmut gerade 8 geworden. Das war eine heiße Geburtsfeier. Helmuts Omma, ein wirklich sehr patente Frau, hatte einen Schokoladenpudding beigesteuert. Mit Rumaroma, wie sie versicherte. Nun war es so ..Das mit dem Aroma hatte sie nur wegen der übervorsichtigen Erwachsenen gesagt. Die sich nichts aus dem Pudding machten. Hartnäckige Gerüchte über 80%igen Strohrum wurden verbreitet. Aber das sind Lügen! Es waren nur 54% vom Pott. Die Omma vom Helmut meinte nämlich zur Recht, man könne nicht früh genug mit dem Erwachsenwerden anfangen.... 

 

 

Erwartungen

 

 

 

Nun, der Leser erwartet sicherlich die Geschichte, wie Helmut und ich in die Sprit-Produktion eingestiegen sind. Ja, schon, das war unser Plan. Nur haben wir erst viel später erfahren, dass man zu dem Bananenmatsch auch Hefe dazu geben muss. Und dass dieses Zeug erst einmal reichlich gären muss. Der Gestank, den wir produzierten, lockte zuerst die Nachbarn und dann Helmuts Vater. Sagen wir mal so: wir ernteten zwar keinen Schnaps aber eine gepflegte Portion "arschvoll". 

 

Um uns dann doch mit der geistigen Nahrung zu versorgen, stiegen wir eine zeitlang auf Edle Tropfen in Nuss um. Das Zeug war in Helmuts und in meiner Familie beliebt. Und wir schafften es, dann innerhalb eines Monats 60 Pralinen zu horten. Dann entleerten wir die Schokoladenbehälter, ließen die Flüssigkeit durch einen Kaffeefilter (Melitta) laufen, denn wir wollten das Zeug klar! Nun. In der Zwischenzeit aßen wir die Schokohüllen. Das war ein Fehler.

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Tag der Veröffentlichung: 02.08.2016

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