GEVATTER TOD

An den wirklich alten Mann
tritt eines Tags die Frage ran,
als er sich stützt am toten Stein,
wie schafft er bloß solch langes Sein.
Zur Antwort gibt er dem noch Jungen:
„Es ist mir immer gut gelungen,
dass ich dem eignen Schippenstiel
bis jetzt noch nicht zum Opfer fiel!"


CIRCE

Willst, kleine Fliege, du zu mir stehn?
Durchs Internet wird´s doppelt schön.
Ich möchte es darum hier wagen,
dir meine Technik anzutragen.
Die Fliege denkt: Klar, bin nicht dumm!
und dreht kokett sich dabei um.
Warum sollt man sich denn auch schämen,
was Lukratives anzunehmen ?
Doch plötzlich merkt sie ganz entsetzt:
Die Spinne spinnt, - sie wird vernetzt!


"Platte" Circe


Willst kleine Fliege, du zu mir stehn?
“Leev Fleeg, schasst to mi stohn,
Mit Internet geht’s doppelt schön.
dat INTERNET will ik anpriesen,
Ich möchte es darum hier wagen,
un dorüm will ik mi nu troon,
dir meine Technik anzutragen.
de niege Technik Di wohl wiesen.”

Die Fliege denkt: Klar, bin nicht dumm!
De Fleeg, se denkt : “Dat do ik,
und dreht kokett sich dabei um
worüm schall ik mi schemen“,
Warum sollt man sich denn auch schämen,
dreit rum un dumm dorbi sik,
was Lukratives anzunehmen ?
“wat Dullet an to nehmen?“


Doch plötzlich merkt sie es entsetzt:
De Fleeg is to laat dorop komen,
Die Spinne spinnt, - sie wird vernetzt!
wat woll de Spinn sik hett vörnomen.


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Hochdeutscher Originaltext: Plattdeutsch:
Tilly Boesche-Zacharow Eduardmheinrichsen


REISEVORBEREITUNG

Die Augen tränenverpliert,
grell das Rosa auf Lippen geschmiert
drückte das gealterte Weib
den einst so lebenslust´gen Leib
durch die endlich entdeckte Lücke
oben auf der S-Bahnbrücke…
Zuschauer war eine kleine Maus,
die piepste schrill: „Gleich ist es aus!
Sind dir nicht zu hoch die Preise?
Na, ich wünsch dir gute Reise!“


Platte "Reisevorbereitung

Die Augen tränenverpliert,
De Glupers dicht vun Tranen,
grelles Rosa auf Lippen geschmiert,
de Lippen grell anmalen,
drückte das verkommene Weib
drückt nu dat verkamen Wief
den einst so lebenslust´gen Leib
ehr`n ehrmaals schöönen Lief
durch die endlich entdeckte Lücke
dörch de wies warrn`n Lück
oben auf der S-Bahnbrücke.
vun de S-Iesenbahnbrück.
Zuschauer war eine kleine Maus,
Een lütt Muus putzt sik de Snuut
die piepste schrill: „Gleich ist es aus !“
un piepst hell: „Glieks is dat ut.“

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Hochdeutscher Originaltext: Plattdeutsch:
Tilly Boesche-Zacharow Eduardmheinrichsen




ENTTARNUNG

Ein Schuft bleibt schuftig übers Leben,
wenn ihm ist das naturgegeben.
Denn auch das Schaf kann grad sich weisen
durch eignen Felles hohes Preisen,
dass etwas, gut in ihm versteckt,
die wölf´sche Art perfekt verdeckt .
Drum - Gauner zeigt, wer Gauner ist,
grad, wenn mit Goldbesteck er isst.





FAMILIENBESUCH

>Interessante Perspektive eines EnkelsNUR NICHTS MERKEN LASSEN

Nur nichts merken lassen,
dass die Erben das Erbe verprassen,
dass Vater die Mutter betrügt
und von ihr erschlagen im Keller nun liegt,
dass Bruder und Schwester zusammen schlafen,
nachdem sie bekifft aufeinandertrafen.

Nur nichts merken lassen,
dass Onkel und Tante sich hassen,
obwohl sie die Fälschung zusammen vollbracht,
die aus ihnen Krösusse macht,
dass in beider Schubfach jeweils eine Waffe liegt,
aus denen einer den tödlichen Schuss abkriegt.

Nur nichts merken lassen.
Großmutter wird es zusammenfassen:
„Danke der Nachfrag, es geht alles ganz prächtig!“
Dabei ist sie kaum ihres Stimmbands noch mächtig.
Das Enkelchen umhopst ihres Stuhls Lehne
und kräht: „Du schwindelst, hast gar keine Zähne!
Paps sagt: Die Alte ist bald schon vergessen.
Die wird verschwinden, kriegt nichts mehr zu essen!“Er schlug mir das Leben in Stücke.
Ich ging zu der Brücke,
sah Autos in Scharen,
-er mittendrin-fahren.
Ich hab hinunter gespuckt
und dann versteinert geguckt.
Denn offensichtlich fuhr gerne
mein Speichel mit ihm in die Ferne.

Impressum

Texte: TBZ / Eduardmheinrichsen
Bildmaterialien: Klaas Klaasen
Tag der Veröffentlichung: 29.01.2012

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