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Der frühe Vogel kann mich mal
Milly B.
07.06.2022
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Ein Beitrag
zur 22. Schreibrunde
in der Gruppe MiniStories
Thema
Morgenstund hat Gold im Mund
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Eigentlich müsste man zur Arbeit,
aber...
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Die Geschichte ist auch in meinem Sammelband
oder auf meiner Webseite
zu finden.
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Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen.
Eure Milly
Der frühe Vogel kann mich mal
Ein Blick auf meinen Wecker lässt mir einen Schauer des Grauens den Rücken herunterrieseln. Nur noch eine Stunde, dann muss ich aus den Federn. Die Arbeit ruft.
Kann denn diese blöde Uhr nicht ein wenig langsamer laufen? Oder, noch besser, gleich mal stehenbleiben! Aber nein! Diese verflixten Zeiger bewegen sich Schritt für Schritt vorwärts. Ohne Gnade, ohne Mitleid mit meinem verschlafenen und ewig müden Ich streben sie dem verhassten Morgen entgegen und somit auch dem Zeitpunkt, aufstehen zu müssen und den Tag zu beginnen.
Dabei ist es so gemütlich im Bett. So wundervoll warm und kuschelig. Mein Liebster neben mir schläft noch. Er schnarcht leise, wie immer, wenn er auf dem Rücken liegt. Ich muss lächeln. Die Schnarchgeräusche stören mich nicht. Dabei behauptet er immer, ich würde sehr viel mehr schnarchen als er. Ich weiß von nichts, hab es noch nicht gehört.
Während ich mich auf die Seite drehe, betrachte ich meinen Schatz. Licht muss ich keines machen, es ist schon hell draußen. Nur seine Nase schaut unter der Decke hervor und natürlich sein Kopf. Der Rest meines geliebten Mannes ist fest in die Bettdecke eingewickelt. Wie verknäult hält er sie fest, als würde sie jemand stehlen wollen.
Vorsichtig krieche ich an seine Seite unter die Decke. Ich spüre seine Wärme. Es könnte schon als Hitze bezeichnet werden. Mir fallen die Dinge ein, die wir letzte Nacht taten. Dadurch wird mir heiß. Ein wohliges Kribbeln zieht durch meinen Bauch zu meiner Mitte. Doch ich lasse mich davon nicht beeindrucken, geschweige denn übermannen. So schön es wäre, unsere Untaten der letzten Nacht fortzuführen, eine schnelle Nummer würde jetzt die wunderschöne Erinnerung zerstören.
Plötzlich schrecke ich hoch. Mein Wecker rappelt, dass mir die Ohren klingeln und ich beinahe einen Hörsturz erleide. Am liebsten hätte ich das grausame Ding an die Wand geworfen. Doch ich muss, ob ich will oder nicht.
Mein Liebster ist durch das Klingeln auch wach geworden. Mit verschlafenen Augen schaut er mich an. „Musst du schon aufstehen?“, fragt er träge.
„Ja, leider“, erwidere ich und will aufstehen.
Er aber hält ich fest, zieht mich auf sich und küsst mich nochmals.
„Ich muss“, quengle ich ein wenig.
Er lächelt, küsst mich zärtlich.
„Schatz… ich komme zu spät“, versuche ich ihn abzuwehren.
„Hm“, grummelt er nur und dreht sich auf die Seite. Mit verschlafenen Augen schaut er mich an.
Ich könnte in diesen Augen versinken, so anziehend finde ich sie. Es ist eigenartig. Habe ich mich nun in diese Augen verliebt oder in den ganzen Mann? Wohl beides, denke ich. Er umarmt mich erneut und hält mich noch fester. Die Hitze wird stärker.
Ich will mich ihm entziehen, quengle, zapple auch ein wenig. Obwohl ich am liebsten liegengeblieben wäre, aber…
„Schatz“, murre ich, dabei auf den Wecker schielend. „Ich muss aufstehen.“
Er grinst verschmitzt und beginnt zu lachen.
Verständnislos blicke ich ihn an, ziehe die Augenbrauen hoch und will wieder quengeln.
„Schatz, heut ist Sonnabend“, sagt er auf einmal schmunzelnd.
Ich fahre hoch: „Was?“
„Heute ist Sonnabend. Wir können länger liegenbleiben.“
„Du meinst, ich hab den Wecker umsonst gestellt?“, frage ich verdattert.
Er nickt nur.
„Der frühe Vogel kann mich mal“, rufe ich erfreut aus. „Schlafen wir weiter.“
Doch an Schlafen war nun nicht mehr zu denken, mein Bettnachbar hatte anderes vor.
© Milly B. / 07.06.2022
Impressum
Texte: Milly B.
Bildmaterialien: www.pixabay.com / abbiepaulhus
Cover: Milly B.
Tag der Veröffentlichung: 07.06.2022
Alle Rechte vorbehalten
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