Oh, grüne Zeit
Welch stolze Kronen
in dieser Zeit:
satt, saftig grün,
ausladend weit,
genießen die Sonne
zur Mittagszeit,
betrinken sich
am Abendrot des
späten Horizonts.
So ist die Nacht
zum Tag gemacht
- in grüner Zeit!
Wiegen sich,
tanzend im Wind,
in Blumenduft gehüllt,
mit Lebenstraum befüllt.
Rot glüht der Mohn
in der Mittagszeit,
Würmchen glühen
nachts Garten weit;
Das Leben jubelt
- in grüner Zeit!
Am frühen Morgen
der Tau von Halmen
und Blättern steigt;
perlend wie Sekt
das Leben er weckt.
Auf Sommers Höhe,
leicht schon geneigt,
doch spürbar auch
an Herz und Haut
des Herbstes Hauch
in dieser Zeit...
Ein Junitag
Zwischen den Bäumen wandelt die Sonne,
diese Malerin, taucht die Fichtenstämme
in pures Gold;
die jungen Blätter der Buchen zittern leicht
im Frühlingswind.
Kein Vogel singt.
Nur friedliche, wärmende Stille!
Vom Wind
Ein Sensenhieb fährt durch die Luft,
als gäb' es was zu schneiden.
Und jäh verfliegt der Rosenduft,
ein Vogel scheu und ängstlich ruft
ein Klagelied vom Scheiden...
Die Rosenblüten wehn umher
hinaus in alle Breiten.
Sie sinken auf das Wellenmeer
und bringen ihre Kunde her
vom Wind, vom Wind, dem weiten...
Die schrille Möwe kreischend ruft
das alte Lied von Scheiden.
Und längst verflog der Rosenduft,
getragen durch die Meeresluft,
im Wind, im Wind, dem weiten...
Am Wacholderhang
Über den grünen Teppich
durch Gesträuch im Blütenkleid
stürmt Wind
zügerllos
Der Himmel ist schöpfungsblau
Eine Quelle plätschert
tänzelnd über Steine
Lichtspiel verzaubert ihr Gesicht
Helios hält Siesta
Träge Schwüle, schwere Luft
schiebt sich über den Hoeg
trägt Blütenschiffchen
In einer Sänfte über
Wassertropfen und Bläschen
Schweigender Wacholder
lauscht den Windgeschichten...
Blühender Raps
Die Lerche singt aus voller Kehle,
berührt mein Herz und meine Seele.
Mich trifft betörend süßer Duft,
verschlägt den Atem, nimmt die Luft.
Sekunden später rund umher
zitronengelbes schwingend' Meer.
Das Auge gebannt, halte ich an;
ich trete ganz dicht an den Feldrain heran.
Woher kommt dieses feine Klingen?
Mir scheint, ich höre fröhlich Singen.
Wohl bis zum Himmel zieht's empor,
Das Erntelied vom Bienenchor.
Die Sonne lacht vom Himmelsblau.
Um mich herum ist Goldene Au!
Traumzeit (Pantun)
Wie träume ich hier gerne
Zu dem Konzert so reich
Am hohen Zelt die Sterne
Spiegelnd sich im Teich
Zu dem Konzert so reich
Von Fröschen und Zikaden
Spiegelnd sich im Teich
Über' m Wasser Nebelschwaden
Von Fröschen und Zikaden
Mondlicht im Wolkenschleier
Über' m Wasser Nebelschwaden
Zu der Himmelslichter Feier
Mondlicht im Wolkenschleier
Virtuos die Grillen geigen
Zu der Himmelslichter Feier
Feen Elfen tanzen Reigen
Virtuos die Grillen geigen
Am hohen Zelt die Sterne
Feen Elfen tanzen Reigen
Wie träume ich hier gerne!
Regensommer
Das soll nun ein Sommer sein!
Wo bleibt nur der Sonnenschein?
Was ein Entertainer sang,
traurig und verzweifelt klang:
„Sommer, wie er früher war.“
Triefend nass ist dieses Jahr.
Aus Wolken bricht ein Feuerstrahl,
gefolgt von einem Donnerknall,
dahinter noch sein Echo rollt,
und das Spektakel wiederholt.
Der Tag verlischt und wird zu Nacht.
Und wiederum der Donner kracht.
Der Tag ist drückend schwül und heiß,
nimmt Atemluft und macht dir Schweiß.
Am Morgen musst du dich nicht waschen,
geh vor die Tür in Badelatschen.
Wo Wolkenbruch zu Boden geht,
ein grüner See auf Wiesen steht.
Die Himmelsschleusen öffnen sich,
das Wolkenmeer verschüttet sich,
gießt peitschend, strömend übers Feld.
Gleich unter Wasser steht die Welt.
Doch reißt die graue Sperre auf,
der Leuchtball rollt sich glühend drauf,
wirft seine Strahlen auf das Land.
Schon spielen Kinder rings im Sand.
Ich sitze träumend auf der Bank,
verfolge Sonnenuntergang.
Da wird mir plötzlich deutlich klar,
ab morgen wird’s ein schönes Jahr!
Sommer-Sonnenwende
So viel Tag in dieser Nacht!
So viel Zeit zu leben!
Tag, mit dem ich aufgewacht,
Verglüht in tiefster Ferne...
So ein weiter Horizont!
Wer mag den nicht gerne?
Schließe ich die Lider
Für einen Augenblick:
Kommt die Sehnsucht wieder
Nach der weiten Ferne.
Dunkelheit verbreitet sich,
Droben leuchten Sterne.
Immer kürzer wird der Tag,
Wird die Zeit zu leben,
Bis einst Nacht gebiert der Tag
Für den allerlängsten Schlaf
In der weiten Ferne...
21-06-14
Mittsommernacht
Zarte Zweige flüstern leise.
Unten hat verborgner Weise
Dunkelheit ein Bett gemacht.
In den Wipfeln glitzert Nacht.
Sternenkerzen, Mondenschein
Strahlen nächtlich' Leuchten ein.
Träume aus dem Sternenzelt
Fließen in das Herz der Welt.
Bäume, Sträucher zärtlich schweigen.
Liebespaare - Tanz im Reigen -
Finden sich; so lang allein.
Froher Sang im Feuerschein.
Wer in diesem Kreis gesessen,
Wird den Zauber nie vergessen!
Nächtlicher Wald
Lugt schon Mond durch deine Wipfel,
komme ich doch noch zu dir,
stelle meine Tagesfragen!
In der Ferne glänzen Gipfel.
Ach, wie oft war ich schon hier,
dir mein Leid zu klagen.
Hülle ein mich in dein Rauschen,
spüre meiner Stimmung nach.
Höre meines Herzens Schlagen.
Kann dem Lied des Windes lauschen,
Das er fängt im Nadeldach.
Oh, wie träume ich hier gerne...
Und vom Himmel fallen Sterne
tief in deinen Silberbach.
Doch da ruft es aus der Ferne
und der Häher krächzt mich wach.
Wäsche auf der Leine
Die bunte Wiese schwärmt,
ist nach dem Himmel verrückt.
Den hätte sie gerne zum Mann.
Die Wäsche ist von der Sonne entzückt.
Sie strahlen sich beide an.
Eifersucht bringt den Wind zum Tosen,
so dass er bläst, faucht und lärmt.
Frech greift er in die bunten Blusen.
Die kriegen davon feste Busen.
Die Hemden umarmen die Hosen
und beginnen sofort zu schmusen.
Die schleudern ihre langen Beine,
drehn eine Rolle um die Leine
und fangen wie wild zu tanzen an.
Schon kommen sie mächtig ins Schwitzen,
sind vorm Austrocknen kaum zu schützen.
Da freut sich riesig und lacht die Frau:
Wie ist der Himmel heut wäscheblau!
Sommersuche
Jährlich suchte Sommer ich,
Sommer, wie ich ihn gekannt
In der Kindheit, sonnig, heiß.
Barfuß über Gras und Sand.
Tage waren voller Schweiß,
Wenn das Korn in Reife stand!
Bald gab's keine Sommer mehr.
Dieser Name fiel recht schwer.
Unterkühlt und oft durchnässt.
Sonne sich kaum blicken lässt.
Kleidchen, Hotpants, die vergesst!
Gummistiefel passen eh'r.
Aber schaut, mit einem Mal
ist die Sonne wieder da!
Lacht und wärmt und brennt und brennt,
Dass man schon nach Kühlung rennt.
Regen, Sonne wechseln ab:
Oh, wie ich das gerne hab!
Wird das feuchte Gras gemäht,
Welch ein kräftig satter Duft!
Sonne hoch am Himmel steht:
Heugeruch durchzieht die Luft.
Auch die Kirschen lieben dies,
prall und saftig, schwarz und süß!
Juli 2014
Texte: All rights by Marlies Kühr
Bildmaterialien: All rightsby Marlies Kühr
Tag der Veröffentlichung: 22.07.2015
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Gedacht als Hommage an das Leben in sein er faszinierendsten Form , der Natur.