Cover

Auf - er - standen


Jesus aus Nazaret ist tot.
Sie fassten es noch nicht
und folgten doch im Morgenrot,
bevor sie selber aßen Brot,
ihrer Bestattungspflicht.


Ein Fremder hatte ihn ins Grab
ganz rasch hinein gelegt.
Dem Toten ging die Ehre ab,
weil Sabbat Ruhezeit vorgab.
Sein Leib war nicht gepflegt.

Ihr Meister sollt beerdigt sein,
wie es sich hier gehört.
Die Frauen kauften teuer ein
und brachten Würzsalböl und Lein,
obwohl sie wie verstört.


Die Jüngerinnen eilten hin
wo sie zuvor gesehn:
Da hat eins Ratsherrn hoher Sinn,
dass Jesus Totenruh gewinn,
den Platz ihm ausersehn.


Die Frauen sorgten sich erst sehr:
Wer öffnet uns den Ort?
Da sahen sie: Es war nicht schwer.
Kein Stein verschloss den Eingang mehr,
beiseit gerollt von dort.


Im leeren Grab ein junger Mann,
ganz hell und freundlich anzusehn,
sprach die entsetzten Frauen an:
Kein Grund zu Panik, denkt daran.
Dem, den ihr sucht, ist Neus geschehn.


Jesus aus Nazaret, der lebt.
Er ist nicht hier, im Tod, geblieben.
Wie sich ein Adler aufwärts hebt
und über Erdenschwere schwebt,
hat Gott ihn hoch hinaus getrieben.


Seht, wo er einst gelegen hat.
Schaut euch gut um als seine Zeugen.
Bringt dann an Jesu eigner Statt
den Freunden das Olivenblatt.
Sie sollen sich vor ihm verbeugen.


In Galiläa trifft er sie,
ihr Lehrer ist er dort gewesen.
Sucht die Verstreuten irgendwie.
Fasst euch, stärkt wieder eure Knie.
Ihr seid als Boten auserlesen.


Die Frauen flohn in stummer Hast
und schlossen, was geschehen, ein.
Der Auftrag war zu schwer als Last.
Zuhause machten sie erst Rast.
Sie konnten noch nicht Zeugnis sein.

 

Lebenslicht | VK

 

Weinstock


Ich bin der Weinstock, ihr seid Reben.
Nehmt euren Platz ein, wachst in mir.
Bezieht die Kraft, die euch zu geben,
die stärkt, die sprießen lässt das Leben,
indem ihr einzig wurzelt hier.

Wein und Weizen | VK

 

Lebendige Treue

 
Die Frauen mischten Salböl ein,
sie hatten Großes vor.
Ihr Meister musst bestattet sein,
dort draussen vor dem Tor.


Er wurd gehenkt vorm Feiertag
und rasch ins Grab gelegt.
Noch niemand ihm die Ehre gab,
sein Leib blieb ungepflegt.


Schon seit drei Tagen - Jesus tot.
Noch fassten sie es nicht,
doch gingen sie vor Morgenrot,
zur traurig-heil'gen Pflicht.


Beim Sonnenaufgang kamen sie
zum Herrengrab heran.
Sie fragten unterwegs noch: Wie
lässt sich das Öffnen an?


Wer nimmt den schweren Türstein fort?
Wir sind dazu zu schwach.
Noch ist kein Mensch an diesem Ort.
Kein andrer scheint schon wach.


Da sehen sie von weitem gleich:
Das Grab muss offen sein.
Sie werden zwar voll Schrecken bleich,
doch wagen sich hinein.

Der ängstlich aufgesuchte Ort,
an dem der Rabbi lag,
ist leer, sein Körper einfach fort.
Die Frau'n trifft fast der Schlag.


Da finden sie im Grabesbau
zwei Männer, engelhaft.
Das Äuß're licht im Grottengrau,
ihr Reden Auskunft schafft:


Verkehrt sucht ihr, er ist nicht hier.
Der, den ihr sehr vermisst
und der, im Tod gescheitert schier,
von Gott bestätigt ist.


So wie der Menschensohn gelehrt,
man ihm sein Leben nahm.
Er, Sündenbock, hat 's nicht verwehrt,
als er zum Kreuz hin kam.


Er lebt, durch Gottes Schöpferkraft,
ist auferweckt zum Heil.
Wer sich auf seine Seite schafft,
nimmt an sei'm Leben teil.


Was bisher unverständlich schien,
war nun den Frauen klar.
Sie wollten rasch nach Hause ziehn.
Was nicht erhofft, wurd wahr:


Der Menschensohn geht seinen Weg
ganz ohne Erdenruhm.
Durch Leiden führt der schmale Steg
zum Himmelsheiligtum.

 
Was sie mit eig'nen Augen sah'n,
was ihnen grad gescheh'n,
das halten die für blanken Wahn,
zu den' die Frauen geh'n.

Die Schüler ohne ihren Herrn,
die aufgescheuchte Herd',
kann nicht vertrauen, glaubt nicht gern,
dass aufgeweckt der werd'.

Nur einer geht doch immerhin
hinaus zum Gartengrab:
Der Simon Petrus hat im Sinn,
dass es den Hinweis gab.

Der Herr hat Andeutung gemacht,
sprach Tod und Leben an.
Vielleicht hat Gottes Kraft vollbracht,
was kein Mensch glauben kann.

Das Leichentuch sieht Petrus da
wo erst der Tote lag.
Doch was der Sucher gar nicht sah,
verwundert, ohne Frag'.

Die Männer bleiben bang, allein,
weil Frauenwort nicht gilt.
Wer dem nicht traut, muss einsam sein,
sich später träge schilt.

Sonne | VK

 

Leben


Jesus wurde umgebracht.
- Herr, erbarm dich! -
Um uns ist es dunkle Nacht.
- Herr, erbarme dich!

 
Nichts wie hin, im Lasten-Trab
- Herr, erbarm dich! -
sind wir auf dem Weg zum Grab.
- Herr, erbarme dich!

 
Salben, Binden tragen wir
- Herr, erbarm dich! -
für sein' Körper letzte Zier.
- Herr, erbarme dich!

 
Warum ist der Türstein fort?
- Herr, erbarm dich! -
Jesus liegt nicht an dem Ort.
Herr, erbarme dich!


Gott verspricht uns: Jesus lebt.
- Halleluja! -
Gottes Geist in allem webt.
- Halleluja!


Macht bekannt in Stadt und Land:
- Halleluja! -
Gott reicht Menschen seine Hand.
- Halleluja!


Jesus ist die Garantie,
- Halleluja! -
Gott verlässt die Schöpfung nie.
- Halleluja!


Auferstanden ist der Herr.
- Halleluja! -
Ihr sollt leben grad wie er.
- Halleluja!

 

Lebenssaft | VK

 

Osterfeuer

 
Am Kreuz hing Jesus, totenbleich,
kein Leben mehr am Holz.
Josef, ein Freund, er war sehr reich,
fragt bei Pilatus nach der Leich,
beugt vorm Gesetz den Stolz.


Pilatus, froh, ihn los zu sein,
befiehlt, der soll ihn haben.
Josef birgt Jesus, hüllt ihn ein,
legt ihn ins eigne Grab hinein,
so wird der Herr begraben.


Das sehen zwei Marien da.
Sie merken sich die Stelle.
Das Grab ist zu, der Sabbat nah.
Was noch zu tun, bleibt ihnen ja
dann nach des Festtags Schwelle.


Das Grab wird streng vom Militär,
den Römern selbst, bewacht.
Soll keine Auferstehungsmär,
was Jüngern zuzutrauen wär,
entstehen über Nacht.


Am ersten Tag der neuen Woch
ziehn die Marien hin.
Sie wollen nach dem Grabe, doch
das ist nurmehr ein hohles Loch.
Kein Körper liegt mehr drin.


Ein Engel erst und Jesus dann
erscheinen diesen Fraun.
Ganz überzeugend zeigt der Mann,
dass selbst sich vergewissern kann,
wer sich traut, hinzuschaun.


Die Frauen rennen voller Freud;
um weiter zu verkünden:
Der Herr ist auferstanden heut!
Es klingt verrückt. Ich weiß, ihr Leut:
Nicht jedem 's Herz kann 's zünden.


Ein jeder hat sein eigen G'schicht,
erzählt, wie er 's versteht.
Vom Leichendiebstahl mancher spricht.
Den Glaubensstreit vom Zaun man bricht,
damit 's in 'n Kopf rein geht.


Das Beste ist, wie diese Frauen,
nicht nach der Mehrheit fragen,
gern auf der Bibel Zeichen schauen
und auch dem eig'nen Eindruck trauen.
Lass dich von Christus tragen.

 

Petrus | VK

 

Osterlauf


Nach Emmaus führt Zweier Weg.
Sie sind im Dorf zuhaus.
Vertieft im Reden, sorgenschwer,
bewegt vom frühen Aus.

So viel geschehen, nichts geklärt.
Sie drückt, was sie gehört.


Zwei Stunden Weg sind kaum genug,
um alles zu besprechen.
Doch bleiben sie nichtmal allein,
sie müssen unterbrechen,

weil sie ein Mitmarschierer fragt
und ihre Kreise stört.


Was habt ihr Drückendes erlebt?
Was macht euch so zerschlagen?
Ihr klingt, als wäre alles aus.
Kann ich das mit euch tragen?

Erst sehn sie sich, dann diesen an,
entsetzt, nicht mal empört.


Die ganze Stadt Jerusalem,
die knistert, rauscht und summt
von dem Ereignis der Saison
und du hörst nicht wies brummt?

Den Rabbi Jesus, den Profet,
hat man ans Kreuz gehängt.


Wir haben ihn sehr tief verehrt,
bewundert und geliebt.
Wir warn der Meinung, dass in ihm
uns Gott Erlösung gibt.

Drei Tage her heißt: wirklich tot.
Die Hoffnung ist verdrängt.


Am Morgen liefen Frauen hin,
nach seinem Körper sehen.
Der war nicht eingesalbt bisher.
Sie wollten dazu gehen.

Der Leichnam fehlt, verkünden sie.
Sind sie nicht zu beschränkt?


Von Engeln sei 's, dass Jesus lebt,
verkündet und besiegelt.
Zwar fanden Männer 's leere Grab,
den Türstein, der 's verriegelt,

doch nicht die Engel, nicht den Herrn.
Das reisst uns hin und her.


Ihr armen Irren, meint nun der,
den sie am Weg getroffen.
Ihr habt nicht richtig aufgepasst,
darum fehlt euch das Hoffen.

Der Gottesknecht musst unten durch.
Deshalb litt er so sehr.


Seht in die Schrift, fangt vorne an.
Ihr hört von Moses Wort:
Einen Profeten seiner Art
erweckt Gott euch als Hort.

Des Himmels Ruf ertönt wohl laut,
doch's Folgen fällt euch schwer.


Aus Davids Haus stammt Gottes Knecht,
das ist fest zugesagt,
bei Mose und im Psalmenbuch
gleich, wen ihr auch sonst fragt.

Jer'mia sieht den Königssproß
als wachsend, grünend, frisch.


Jesaja kennt ihn allerdings
mit Schwielen, Wunden, krank.
Er stellt den Gottesheld uns vor,
der Feurigs, Bittres trank,

geschlagen und verhöhnt. Das Lamm
schleppt sich zum Opfertisch.


Der Fremdling führt die Zwei entlang
der Schrift wie an der Hand.
Erklärt Geschehen, deutet hin,
als ging's in neues Land.

Mit ihm findt sich das Jüngerpaar
an Gottes Kartentisch.


Nun war das Dorf, das Haus erreicht,
der Fremde wendet sich,
als wolle er noch weiter gehn,
die Jünger spürn 's als Stich.

Herr, bleib bei uns, der Abend naht.
Komm, ehre unser Heim.


Wie selbstverständlich nimmt der Gast
bei Tisch die Rolle ein,
die sonst der Hausherr übernimmt
und bricht das Brotstück klein.

Die Geste öffnet Augen, Sinn.
Sie finden drauf den Reim.


Herr, Jesus, du bist selbst bei uns,
hast unser Herz berührt
und uns auf diesem langen Weg
dich zu verstehn geführt.

Nun sind wir aus des Zweifels Haft
heraus, bei dir daheim.


Vor Augen ist der Herr nicht mehr.
Er wird nicht mehr gesehn.
Es treibt sie gleich zurück zur Stadt,
erzählen, was geschehn.

Sie brechen auf noch in die Nacht.
Sie hält kein Mahl, kein Schlaf.


In Davids Stadt hörn sie es gleich:
Der Herr lebt, ist erschienen
dem Simon Petrus offenbar.
Auch sie wolln damit dienen,

dass er sie lehrte, unterwies,
er Hirte war für seine Schaf.


Christus ist mit uns auf dem Weg.
Er lehrt uns, hilft erkennen.
Gern teilt er das aus, was uns fehlt.
Den Herrn wir Bruder nennen.

Der Weinstock, Eckstein, Gottesknecht,
nie muss allein sein, wer ihn traf.

 

Auferweckt


Am Tag nach dem Sabbat
kam sie hin zum Grab,
Maria Magdala,
nur Dunkel es gab.


Die Höhle geöffnet,
ihr schiesst durch den Sinn:
Wer hat ihn? Wo sind sie
mit Jesus nur hin?


Sie rennt zu zwei Jüngern
und brüllt sie fast an:
He, Simon, Johannes,
wer hat das getan?


Der Herr nicht im Grab liegt,
nur düsterer Schein.
Könnt ihr etwas sagen?
Wo mag er bloß sein?


Die Jünger sie laufen
zum Grab vor der Stadt,
wo man ihren Meister
bestattet erst hat.


Johannes ist schneller.
Er sieht nur hinein,
erblickt leere Binden,
doch tritt er nicht ein.


Schwer atmend folgt Petrus.
Hinein steigt er gleich.
Sieh hier das Gesichtstuch,
für sich im Bereich.

Johannes kommt näher.
Er schaut und versteht,
was längst in den Schriften
vom Gottesknecht steht:


Der Heiland muss leiden
und sterben zuvor.
Erst das hebt ihn endlich
zum Himmel empor.


Die Jünger kehrn schließlich
nach Hause zurück.
Noch sind sie nicht ganz
überzeugt, voller Glück.


Maria Magdala
sieht im Grab ein Licht
von Männern wie Engel
mit mildem Gesicht.


Was weinst du? Wen suchst du?
Was macht dir Beschwer?
Mir fehlt hier mein Heiland,
vermisse ihn sehr.


Sie wendet sich um,
sieht den dritten da stehn.
Der fragt ebenso:
Frau, was ist dir geschehn?


Hast du mir genommen
den Meister, den Herrn?
Sag mir, wo ist Jesus?
Ich holt ihn mir gern.


O Mirjam, Maria!
So spricht er sie an.
Sie hört ihren Namen,
erwacht aus dem Wahn.


Mein Meister, mein Lehrer,
Rabbuni!, sie haucht,
weil sie jetzt erkannt hat,
da ist, den sie braucht.


Du darfst mich nicht halten.
Ich bin zwar für dich,
doch nicht als Besitz
oder Raub sicherlich.


Geh hin zu den Brüdern
von mir und von dir.
Verbreite die Nachricht,
ich bin wieder hier.


Ich kehre zum Vater
im Himmel zurück.
Sie finden mich
an seiner Seite zum Glück.


So tut es Maria,
verwindet den Schmerz
und singt dieses Lied,
weil jetzt voll ist ihr Herz.


Gefragt bist jetzt du,
ob der Zeugin du traust,
auf der Suche nach Leben
zu Jesus aufschaust.

 

Register

Titel und Illustrationen: Volker Kempf - kempf-art.de

 

Texte:


Auf - er - standen

Die Bibel, Evangelium nach Markus, Kapitel 16,1-8


Weinstock

Evangelium nach Johannes, Kapitel 15,5

 
Lebendige Treue

Evangelium nach Lukas, Kapitel 24,1-12

 
Leben

Evangelium nach Markus, Kapitel 16


Osterfeuer

Evangelium nach Matthäus, Kapitel 27,57 - 28,15


Osterlauf

Evangelium nach Lukas, Kapitel 24,13-19


Auferweckt

Evangelium nach Johannes, 20,1-18

Impressum

Texte: Alfred Mignon
Bildmaterialien: Titel und Illustrationen: Volker Kempf - kempf-art.de
Tag der Veröffentlichung: 02.04.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Zum Andenken an Ernst Mignon

Nächste Seite
Seite 1 /