Offenes Haus
Entzückend!
Ich bin hellauf begeistert.
Eine auf dem Gang
Eine im Wohnzimmer
Eine halb zermantschte im Durchgang zum Bad
Eine auf dem Balkon
Eine vor der Haustür
Meine Rabauken überschütten mich mit Liebesbeweisen.
Beileidsbezeugungen wären mir lieber!
Es ist warm
Es ist schwül
Es ist nass, weil es die ganze Nacht über wieder geregnet hat.
Meine Buben haben viel zu tun.
Die ganze Nacht waren sie anscheinend damit beschäftigt, mir ihre Beute stolz ins Haus zu tragen.
Nachdem ich einmal mit einem Fuß direkt in so ein blutiges Etwas hinein getreten habe -
... i g i t t i g i t t,... was für ne' Sauerei, - mache ich jetzt lieber vorsichtshalber das Licht an, ehe ich ins Bad gehe.
Wenn sie es wenigstens fressen würden, aber ... n e i n, sie müssen mir es zeigen, lassen es einfach liegen, da Alte...
Und wehe, ich lobe sie nicht, dann sehe ich in furchtbar beleidigte Gesichter.
Haben wir z. Zt. einen Mäuseüberschuss, oder nur sehr überfleißige Katzen?
Im Moment ist nichts mit Mäuschen retten, sie, die ich finde, sind alle mausetot.
Sollte ich nun froh sein, dass meine Lieben nicht an Vögel gehen?
Wahrscheinlich,... gut - bin ich auch. Ich mag Vögel.
... Vögel in der Luft, da gehören sie auch hin, ... Mäuse im Loch und auf der Erde, auch normal, - sind sie zu deppert um sich zu verstecken, gehören sie zum Beutezug der Katzen.
Mädchen Mimi sitzt derweil gelassen unter ihrer Plastikplane auf der Terrasse und putzt sich, als ginge sie das Ganze einen Pfeifendreck an.
Bei ihr muss ich eher Sorgen haben, dass sie eines schönen Tages erstickt weil sie unter der Plane zu wenig Luft bekommt.
Sie krabbelt immer drunter wenn es regnet und verschläft dort stundenlang ihre Zeit.
Über ihr prasselt heftig der Regen und macht eine Beule in die Plane, bis sich eine riesige Wasserlache wie ein Becken über ihr ausbreitet, flach wie eine Flunder liegt sie ungerührt darunter.
Anscheinend macht es ihr nichts aus, und wenn man sie anspricht, quietscht sie nur und verdreht kurz die Augen. ÄÄh...immer müde...
Ein Katzenparadies.
Nun fehlte nur noch, dass der schwarze Feind des Dorfes käme und mir auch noch seine Ausbeute an Mausbeute heimbringt.
Gestern hab ich ihn erst wieder gesehen, wie er hurtig wie ein Eichhörnchen mit Bocksprüngen über die Wiesenfurchen vor dem Haus jagte und nur von Zeit zu Zeit inne hielt, den Kopf senkte, schnüffelte und ich konnte ahnen, was sich unter seinen Pfoten abspielte.
Behalt deine Mäuse für dich selber Junge, ich hab genug hier.
Merlin kommt herein und plärrt laut,
was ist los, Junge?
Er sucht seine zuletzt gebrachte Maus.
Ich hab sie eben in den Abfall geschmissen, knurre ich ihm zu.
Mir reicht's.
Jeden Tag wische ich im Schweiße meines Angesichts deine tödlichen Spuren von meinen Teppichen.
Du bist doch ein altes Ferkel.
Ein verächtliches Schulterzucken und wackelnde Katerhosen von Hinten sind seine Antwort.
Wann kommt der Wagen für die graue Biotonne?
Mäuse sind doch Biomüll, oder?
Als ich die Schweinerei endlich mit spitzen Fingern entsorgt habe, die Plastikhandschuhe schnell in den Hausmüll stopfe, wuselt mir der Kleine schon wieder um die Füße herum.
Er klettert mit den Vorderpfoten am Rand der Tonne herum und kratzt an ihr, als wolle er seine Beute wieder haben.
"Du spinnst wohl, he"… - fauche ich ihn an.
Er motzt, er motzt sogar sehr.
Erst als sein Bruder Kasimir sich ihm in den Weg stellt, lässt er von seinem Vorhaben ab
" ich und mein Gegner die Tonne" und stellt sich zum Morgenkämpfchen.
Diese Rabauken, nix als Unsinn miteinander im Sinn.
Eine kleine Spitzmaus huscht aus dem Gebüsch heraus, sie wurde wohl von der Mutter im Stich gelassen. Ach, ist die noch winzig klein.
" - Neee, bitte nicht schon wieder" - rufe ich, aber es ist zu spät, die Maus hat die offene Haustür erspäht, huscht hinein, die Treppe hoch, über den Gang, von dort auf die Terrasse, unter die Plastikplane von Mimi und versteckt sich zitternd dort. Kaum kann ich ihr folgen.
Mimi liegt immer noch seelenruhig auf den Auflagen.
Sie guckt sich die Maus an, gähnt mit flatternden Zähnchen und schließt wieder die Augen.
Es interessiert sie nicht.
Merlin und Kasimir sitzen auch schon mit peitschenden Schwänzen außerhalb der Plane, Mensch waren die wieder schnell -
" - ich will die Maus, wer kriegt sie"!
Die Maus soll leben, beschließe ich.
Ich hole mein mittlerweile berühmt berüchtiges Mauseauffanggerät, es ist eine alte Brotschüssel aus Plastik und versuche, indem ich selbst unter die durchnässte Plastikplane krabble, die Maus zu fangen.
Ein hoffnungsloses Unterfangen natürlich.
Die winzige Maus ist schneller und saust wie eine Rakete quer durch die Plastikstühle, einmal schnell durch die Streben der Korbbank und schließlich klettert sie hoch bis zu Mimi und versteckt sich bei ihr unter einem der Kissen.
Mimi murrt nur unwillig.
"Stör mich nicht Maus, dann kannste dableiben".
"Liebe, liebe Maus, ich möchte dich nicht unbedingt als Hausgast haben, ich möchte dich nur vor den Katzen retten, bitte komm heraus", flehe ich die Maus an, aber die Maus ist zu klein, die Menschensprache kennt sie anscheinend noch nicht.
Klar, kleine Mäuse müssen auch viel lernen.
Kasimir, als ein erwachsener Kater mit großer Mäuseerfahrung, ist mittlerweile auch mit seinem Kopf unter der Plane und hilft mir suchen, er schnüffelt, maunzt leise und kratzt am Kissen, tastet einmal mit der Pfote und in der hat er binnen Sekunden die kleine Maus.
Zirpend hängt sie fast reglos in seinem Fang.
Er hat Mitleid, guckt sie an und lässt sie wieder fallen.
- Das Mausemädchen, sicher ist es eines, - schüttelt sich etwas verstört und lässt sich anstandslos von mir in die Hand nehmen. Sie macht vor Schreck aus den Katerfängen entronnen zu sein, keinen Mucks mehr.
Ich packe sie in die Plastikschüssel samt Deckel und trage sie auf den Hof.
Dort entlasse ich sie wieder mit einem kräftigen Schubs in die Hecke. "Da, geh zu deiner Mama".
Ende gut, alles gut, Maus ist gerettet.
Nichts besonderes an einem Katzenmäusealltag.
Es regnet nur weiter, und Mimi liegt immer noch unter der Plane.
Seit ich die Plane von Aldi für die Gartenmöbel habe, schläft sie immer draußen.
© Angelface
.........................12.-08.2010
Texte: copyright Angelface
Tag der Veröffentlichung: 12.08.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
wer Katzen und Kinder hat braucht abends Geschichten zum vorlesen, deshalb schreibe ich sie...